Jubiläum
Wie diese Galerie zu einem Fixstern in der Badener Kulturszene wurde: «Ich habe bei null angefangen»

Vor 25 Jahren eröffnete Hanni Malcotsis in Baden die Galerie anixis. Damals setzten die Bilder einen Kontrapunkt zur hiesigen Kunstszene. Später zügelte sie ihre Galerie in den Bahnhof Oberstadt. An ein Aufhören denkt die 72-Jährige nicht.

Ursula Burgherr
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«Spontane Käufe sind extrem selten geworden»: Hanni Malcotsis in ihrer Galerie anixis.

«Spontane Käufe sind extrem selten geworden»: Hanni Malcotsis in ihrer Galerie anixis.

Bild: Ursula Burgherr

Zur 25-Jahre-Jubiläumsausstellung (22. 9.–29. 10.) hat anixis-Galeristin Hanni Malcotsis 20 bekannte Schweizer Kunstschaffende eingeladen, die schon einmal bei ihr ausgestellt haben. «Fast alle haben zugesagt», freut sie sich. Um die vielen Bilder und Skulpturen unterschiedlichsten Stils so zu platzieren, dass jedes Einzelne davon optimal zur Wirkung kommt, ist ihr ganzes Fingerspitzengefühl gefragt. Nicht zuletzt auch, weil sie die Räumlichkeiten seit zwei Jahren mit dem Modedesigner-Ehepaar Oliverio teilt. Dafür hat sie die Hälfte ihrer Ausstellungsräume «geopfert».

«Ich habe bei null angefangen», sagt Malcotsis zu ihren Anfängen. Die ursprüngliche Kindergärtnerin reiste mit ihrem griechischen Ehemann George oft nach Osteuropa. Beide hegen seit jeher eine grosse Affinität zur Kunst und unterstützen besonders begabte Kreative. Die meisten von ihnen lebten am Existenzminimum oder sogar darunter.

Ihre Versuche, sie an Schweizer Galerien zu vermitteln, fruchteten jedoch nicht. «Niemand bekundete Interesse», erinnert sich die gebürtige Aargauerin. 1998 nahm Malcotsis das Heft selber in die Hand. Sie mietete ein Lokal an der Zürcherstrasse, eröffnete ihre Galerie anixis und präsentierte als eine der Ersten in Baden das Schaffen osteuropäischer Künstler.

«Ein Gegenpol zum harten Alltag»

Farbig, lieblich und fröhlich präsentierten sich die Bilder damals und setzten einen Kontrapunkt zur hiesigen Kunstszene. «Die Menschen dort versuchten, mit ihren Werken einen Gegenpol zu ihrem harten Alltag zu schaffen. Das faszinierte mich», erinnert sich die Galeristin. Und nicht nur sie fand Gefallen an den Exponaten. Auch das Publikum war zunehmend fasziniert. Immer mehr Interessierte fanden den Weg zu ihr und bestaunten die Malereien aus Litauen, der Ukraine, Bulgarien, Rumänien und anderen Ländern. Die Geschäfte liefen gut. Malcotsis, die immer auf der Suche nach neuen Talenten war, besuchte alle Kunstschaffenden persönlich und lud die ihrer Meinung nach besten in die Schweiz ein.

2003 kaufte das Ehepaar Malcotsis den ehemaligen Bahnhof Oberstadt und machten aus ihm eine der schönsten und grössten Galerien weit und breit. Zudem nutzte es einen Teil der weitläufigen Räumlichkeiten, um fortan Malern Atelieraufenthalte anzubieten und während ihres Verbleibs in Baden neue Werke zu kreieren. Für einige, wie den Armenier Haik Mesropian, war dies der Anfang ihrer Künstlerkarriere.

Die zunehmende weltweite Verflechtung in allen Bereichen wirkte sich auch auf die osteuropäische Kunstszene aus. «Der Stil wurde globaler und unterschied sich nicht mehr wesentlich vom hiesigen», erklärt Hanni Malcotsis. 2009 entschied sie sich für einen Richtungswechsel und setzte ihren Fokus auf einheimisches, vorwiegend regionales Schaffen. Damit brachte sie vor allem ortsansässiges Publikum in die Galerie, das einen persönlichen Bezug zu den Künstlerinnen und Künstlern hat. Andy Wildi, Annemarie Auer, Christoph Baumann, Doris Walser … die Liste der Ausstellenden ist lang.

Gegen den elitären Touch

Malcotsis wollte stets dem elitären Touch von Ausstellungshäusern entgegenwirken und die damit verbundenen Schwellenängste abbauen. «Das gelang mir lange Zeit nicht», meint sie im Rückblick. Seitdem sie dem Modehaus Oliverio Fashion & Interior einen Teil der Räume vermietet hat, ist die Atmosphäre viel ungezwungener geworden. Die Kombination von Boutique und Galerie kommt gut an. Auch im Holzschopf vis-à-vis herrscht ein lebendiges kulturelles Treiben. Nadja Schneider gibt dort Tuchakrobatik-Unterricht, Simona Hofmann hat mit ihrem Kinder- und Jugendtheater Lampefieber Einzug gehalten, die irische Band An Solas trifft sich regelmässig zu Proben, des Weiteren finden Kurse in griechischem Volkstanz, freiem Singen und vieles mehr statt.

Gemäss Malcotsis erweist sich der Kunstmarkt nach zahlreichen Ups und Downs zurzeit als relativ stabil. «Früher liefen die Geschäfte allerdings besser als heute. Spontane Käufe sind extrem selten geworden.» Sie versucht, die Preise für ihre Exponate so niedrig wie möglich zu halten. «Künstlerinnen und Künstler, die für ihre Werke exorbitant hohe Beträge verlangen, muss ich ablehnen. Dazu fehlt mir ganz einfach die Kundschaft», sagt Malcotsis pragmatisch. Solange die mitterweile 72-Jährige Freude an ihrem Engagement hat und gesund ist, will sie die Galerie anixis weiterführen. Nachfolgepläne hat sie bis jetzt keine. Sie lebt im Hier und Jetzt.

Galerie anixis:

Vernissage zur 25-Jahre-Jubiläumsausstellung: Freitag, 22. September, ab 19 Uhr.