Im Aargauer Schulgesetz sollen die Grundlagen für einen zweisprachigen Unterricht in der Volksstufe geschaffen werden: Das schreiben Wettingens Gemeindeammann Roland Kuster und Badens Stadtammann Markus Schneider mit drei weiteren Grossrätinnen und einem Grossrat in einer Motion.
An der Aargauer Volksschule ist es heute nicht möglich, einzelne Fächer auf Englisch zu unterrichten. Sechs Mitglieder des Grossen Rats, fünf davon aus dem Bezirk Baden, halten das für nicht mehr zeitgemäss und wollen das ändern. Sie haben eine Motion im Aargauer Parlament eingereicht. Ihre Forderung: Der Regierungsrat soll das Aargauer Schulgesetz so anpassen, «dass bilingualer Unterricht auf Volksschulstufe auch in Sachfächern angeboten werden kann».
Eingereicht haben den Vorstoss Wettingens Gemeindeammann Roland Kuster (Mitte), Badens Stadtammann Markus Schneider (Mitte), die Badener Stadträtinnen Regula Dell’Anno-Doppler (SP) und Ruth Müri (Grüne), Neuenhofs Gemeinderätin Petra Kuster (SVP) und der Brugger Titus Meier (FDP). Der Vorstoss ist damit über die Parteigrenzen hinweg breit abgestützt.
Englisch in Volksschule – «ein Standortvorteil»
Es sei eine grosse Chance, mit zweisprachigem Unterricht den wachsenden Bedürfnissen nach Sprachkompetenz auf dem Arbeitsmarkt gerecht zu werden. Unternehmen würden angesichts des Fachkräftemangels schon heute Standorte bevorzugen, «an denen sie Fachkräfte mit hoher Englischkompetenz rekrutieren können», so die Motionäre weiter.
«Sowohl für Expats als auch für international ausgerichtete Schweizer ist die Möglichkeit, umfassende Englischkenntnisse schon in der Volksschule zu erwerben, ein nicht zu unterschätzender Standortvorteil.» Damit wird auch klar, wieso die Grossräte aus der Region Baden sich dem Thema annehmen: Baden gehört zu den Top 7 der Schweizer Wirtschaftsregionen und ist Sitz vieler internationaler Firmen wie ABB, General Electrics, Acceleron oder Hitachi, um nur vier zu nennen. Die Stadt zählt über 29'000 Jobs.
Interessierte müssten auf Privatschulen ausweichen, schreiben die Motionäre in der Begründung. Eine bilinguale Volksschule habe gegenüber einer Privatschule mit Englischunterricht aber den Vorteil, dass «die gesellschaftliche Integration von international ausgerichteten Personen» in die Schweizer Gesellschaft stärker sei. Und dass diese länger in der Schweiz bleiben würden.
Gemäss Bildungsdepartement laufe eine Evaluation zur Umsetzung des Aargauer Lehrplans. Ein Thema sind dabei die Sprachen. Laut Regierung könnten Fragen rund um Fremdsprachen und Spracherwerb im Hinblick auf eine mögliche Oberstufenreform aufgegriffen werden.
Den Motionären geht das allerdings nicht schnell genug: «In einer Zeit, in der sich die Arbeitswelt rasant verändert, passiert eine solche Reform viel zu langsam», schreiben sie. «Rasche, flexible und bedarfsorientierte Anpassungen in der Volksschule rücken damit in weite Ferne. Die Schule droht den Anschluss an die Arbeitswelt zu verlieren.»
Der Planungsverband Baden Regio stützt die Motion. «Die Etablierung einer zweisprachigen Schule ist eine Schlüsselmassnahme der Regionalen Entwicklungsstrategie von Baden Regio», schreibt er in einer Mitteilung. 24 Gemeinden gehören dem Verband an. Im Auftrag des Planungsverbands hat das Bildungsnetzwerk Aargau Ost das Thema analysiert und die Ergebnisse in einem Bericht zusammengefasst. Es empfiehlt einen Schulversuch mit Unterricht auf Deutsch und Englisch.